Über die Botanik der Mimose

Letzten Samstag gab es völlig UNERWARTETEN Streß und wüste Konsequenzen rund um die Ankündigung von Dan Proctors neuem Labyrinth-Lord-Supplement Realms of Crawling Chaos in Moritz‘ Seifenkisten-Blog.

Der „Vorfall“

In Moritz‘ Blog schrieb ich einen Kommentar zur beginnenden (und SEHR verständlichen) Euphorie dieses angekündigte Produkt auf Deutsch zu übersetzen, daß ich vor einer Übersetzungseuphorie erst einmal sehen möchte, ob dieses neue Produkt aus der Tastatur Dan Proctors „genauso  CHAOTISCH und SCHLUDRIG erstellt wurde“, wie LL oder MF. – Denn das ist mein Eindruck zur Produktionsqualität der beiden englischsprachigen Originale.

Kaffeeflecken und Eselsohren 2.0

Bei LL kann ich das historisch-nostalgische Übernehmen von holperigen Regelungen, die schlechte Textorganisation, die der Vorlage dieses Retro-Klons entspricht, usw. noch nachvollziehen. Man will als Nostalgiker die alte Vorlage mit samt der alten „Kaffeeflecken und Eselsohren“ des Originals nachbilden, weil diese einen Teil des Charmes für die Nostalgieorientierten ausmachen.

Leider ist aber nicht jeder Käufer eines HEUTE erscheinenden Rollenspielprodukts bereit für etwas sein gutes Geld zu zahlen, das genauso viele Macken, ja sogar DIESELBEN Macken wie ein Altprodukt hat. Vor allem dann nicht, wenn man erst einmal tapetenlange Threads bei Dragonsfoot und anderen OSR-Tummelplätzen durchforsten muß, um die ALTBEKANNTEN Macken soweit in den Griff zu bekommen, daß das Ganze mit vertretbarem Aufwand und vertretbarem Frust-Level spielbar wird.

Aber Nostalgiker stört das ja nicht. Die WOLLEN das so. Die sind hart im Nehmen. Und die kennen die ganzen kryptischen Tricks und Kniffe zur Spielbereitmachung solcher Altsysteme bereits seit Langem.

Alt, aber bitte nicht altbacken

Ich bin nicht so ein Nostalgiker, sondern ich mag es das alte SPIELGEFÜHL zu erleben, aber ich erwarte dieses in einem SOLIDEN, ZEITGEMÄSS produzierten Produkt so dargeboten zu bekommen, daß die Manuskriptqualität eben heutigen Standards entspricht. Bedeutet: Saubere Textorganisation, Bereinigen von wiedersprüchlichen Dingen im Text, Ausrichten der Textpräsentation nach Nutzbarkeitsgesichtspunkten, klare, verständliche Sprache, usw.

Einfach all das, was man heutzutage ohne Probleme auch schon bei Fanprodukten, die im Hobbykeller entstanden sind, finden kann. Solide Qualität. Nicht überbordend barocke Produkte, bei denen die Form vom Inhalt ablenkt, sondern einfach gut geschriebene, gut strukturierte Texte. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Tempora mutantur – betrifft auch die Zukunft

Mutant Future hat in den USA eine Klientel aus alten (und neuen) Gamma-World-Nostalgikern. Es ist letztlich Gamma World 1st oder 2nd Ed. ausgedrückt mit den Spielwerte-„Ausdrucksmitteln“ von Labyrinth Lord (und auch kompatibel zu LL).

Aber MF ist in meinen Augen problematischer als LL. Der Regeltext in MF ist sogar verglichen mit LL außerordentlich SCHLECHT organisiert und es sind Teile aus den LL-Regeln einfach per Copy&Paste, wie es scheint, ins Dokument reinkopiert worden, daß MF mehr wie ein zusammengenähnter Flickenteppich denn wie ein Produkt aus einem Guß wirkt. – Und das ist VERDAMMT SCHADE, denn MF funktioniert durchaus, es macht Spaß, es greift die „Spaßfaktoren“ von Gamma World und Labyrinth Lord auf und macht etwas eigenes daraus. Eigentlich toll.

Wäre es nicht so SCHLUDRIG produziert.

Und genau das schrieb ich in Moritz‘ Blog. Ich schrieb dort, daß MF wohl aus „Faulheit, Schludrigkeit und fehlendem Qualitätsbewußtsein“ so chaotisch wurde, wie es das nun einmal ist.

Majestätsbeleidigung

Wie vermutlich weitbekannt sein dürfte, ist in Moritz‘ Seifenkisten-Forum ein Team seit Mitte letzten Jahres dabei an einer deutschen Mutant Future Ausgabe zu arbeiten. – Im Team sind viele aus den LL- und BoL-Projektteams wieder mit dabei – nicht zuletzt weil Moritz einen mit seiner Begeisterung so anstecken kann und man in diesen Teams wirklich toll zusammenarbeitet.

Nun hatten wir das MF-Manuskript SEHR GENAU durchgesehen, analysiert, überlegt, wie bei einer Übersetzung zu verfahren wäre, usw. – Dabei fielen die Qualitätsmängel sofort ins Auge.

Für eine reine Fan-Übersetzung, bei der keinerlei Geld von irgendwem beteiligt ist, wäre es ja kein Problem eine 1:1-Übersetzung anzufertigen. Sollen sich die Fans, die das Teil kostenlos herunterladen, doch selbst mit der schlechten Textorganisation und allen anderen Macken herumärgern, denn immerhin zahlen sie ja nichts dafür.

Das wäre, wenn es eine reine Fan-Projektsache wäre.

Aber nachdem in Deutschland die Übersetzungen von Labyrinth Lord und Barbarians of Lemuria gut angekommen sind, wollten wir schon, daß ein deutsches MF auch GEDRUCKT erhältlich ist. Wenn man mal so viel Arbeit in solch ein Projekt gesteckt hat, dann ist es schon ein befriedigendes Gefühl ein Druckwerk all des Schweißes, der Tränen, des HERZBLUTES in Händen halten zu können. – Und so waren Gespräche mit deutschen Verlagen, Verhandlungen über Lizenzfragen usw. am Laufen, die Monat um Monat ins Land gehen ließen, ohne daß wir das Startsignal zum Loslegen der eigentlichen Arbeiten bekamen.

Dieweil bearbeitete Moritz mit Engelszungen Dan Proctor, doch ein paar Regelklarstellungen – zur Not als „optionale Regeln“ einfügen zu dürfen. – Das war ÜberzeugungsSCHWERSTarbeit, weil Dan seine Produkte offensichtlich als „perfekt“ betrachtet und die Änderung auch nur eines Striches als völlig inakzeptabel empfindet. (Wie anders doch Pinnacle mit der Savage-Worlds-Übersetzung oder Simon Washbourne mit der Barbarians-of-Lemuria-Übersetzung umgingen. Aber solche Autoren-Souveränität scheint nicht so verbreitet zu sein, wie man es sich manchmal wünschen würde.)

Dann kam die Weihnachtszeit. Und es gab im englischen Original eine Revised Editon von Mutant Future.

Toll! Da werden bestimmt die gröbsten Klopper beseitigt sein! – Dachten wir. – War aber nicht. – Es war sogar so, daß Dan Proctor in seinem Forum damit kokettierte, daß „nur kosmetische Änderungen“ (vornehmlich andere Bilder) vorgenommen wurden.

Schade. – Eine echte Chance vertan die Qualität wirklich anzuheben.

Und diese Vorgeschichte brachte mich zur Kommentar-Äußerung auf Moritz‘ Blog:

WENN es auf dem deutschen Markt irgendjemanden interessieren soll, dann MUSS es einfach bessere Qualität in der Umsetzung, in der Textorganisation, usw. aufweisen, als dies bei MF der Fall ist.

Kann Proctor das?

Das zusammen mit dem obigen Schludrigkeitsvorwurf war die „Majestätsbeleidigung“.

Ich hatte ja keine Ahnung, daß Dan Proctor im deutschen Blog von Moritz mitliest – andererseits STEHE ich zu meinen Vorwürfen, denn es liegt in SEINEN Händen die Qualität seiner Produkte zu verbessern. – Wenn er das will.

Sippenhaft

Die Axt fiel. Dan untersagte aufgrund meines Kommentars im Seifenkisten-Blog dem gesamten Team eine deutsche Mutant-Future-Ausgabe zu erstellen und wandte sich per E-Mail auch an die betreffenden Verlagsverantwortlichen hierzulande. – Und auch für eine deutsche RoCC-Ausgabe sieht es nicht gut aus.

Man stelle sich das einmal bildlich vor: Ein Team an mehr als einem halben Dutzend hochmotivierter Fans hat schon viele, viele Stunden in Vorarbeiten investiert, sich mit Elan um das Übersetzungsprojekt gekümmert, Verhandlungen geführt, Organisatorisches geklärt – und ALLES KOSTENLOS!

Die Leute arbeiten arbeiteten freiwillig, unbezahlt, aus purem Enthusiasmus.

Nun „verplappert“ sich EINER aus dem Team in EINEM Kommentar in einem Blog und DAS GESAMTE TEAM wird BESTRAFT!

Das ist wahrlich KEIN Ruhmesblatt für den Menschen Dan Proctor.

Wir waren alle am Wochenende schwer angeschlagen. Moritz natürlich sehr, weil er ja weiterhin mit Dan Projekte machen möchte und seine gute, enge Beziehung nicht gefährdet sehen möchte. Kann ich voll nachvollziehen. – Aber auch alle anderen im Team, die schon wirklich viel Vorarbeitsaufwände reingesteckt hatten und sich auf die eigentliche produktive Phase gefreut hatten, andere Verpflichtungen dafür abgesagt, Zeit freigehalten und Herzblut gespendet hatten.

Ratet mal, wie ich das finde…

Nuked back to yesteryear

Auf jeden Fall ist das alte MF-DE-Team nicht etwa nur „back to square one“, sondern OHNE Boden. Wir sind nun ein Haufen Leute, die GERNE ein neues Projekt, gerne auch ein Endzeit-mit-Spaß-Projekt, machen würden, aber wir sind noch weiter zurückgeworfen, als vor der MF-DE-Teamfindung letztes Jahr. Jetzt ist erst einmal eine Art Brainstorming angesagt, was wir denn nun überhaupt machen könnten, was wir machen wollten, usw.

Ich finde den hierzulande historisch recht belasteten Begriff „Sippenhaft“ in diesem Falle durchaus angebracht.

So dermaßen UNFAIR und GEMEIN habe ich noch keine Behandlung eines kostenlos arbeitenden Freiwilligen-Teams erlebt.

(Hier möchte ich auf einen interessanten Artikel verweisen, der die Mimosenhaftigkeit und die nachfolgende Brutalreaktion zu erklären vermag: Dunning-Kruger-Effekt)


0 commenti su “Über die Botanik der Mimose

  1. Cyric sagt:

    Wow. Normalerweise bin ich ja der Meinung „Wie’s in den Wald hinein ruft…“ und das der ein oder andere wirklich mal nachdenken sollte, bevor er im Internet (mehr oder weniger dauerhaft) etwas von sich gibt.

    Aber in diesem Fall ist die Retourkutsche von Dan Proctor schon harter Tobak. Und alle abzustrafen, weil einer angeblich eine rote Linie überschritten hat – das zeugt nicht grad von starkem Charakter. Naja, je mehr ich von „Heiligen der olschool Bewegung“ mitbekomme, desto weniger sympatisch erscheinen sie meist. Schade…

  2. serafin sagt:

    Ich ärgere mich noch immer – immens. Und enttäuscht, das bin ich auch, sogar weit mehr als verärgert.

    Und nein, nicht wegen dir oder deinem Kommentar. Ich mag deine direkte Art.

    Aber das ist echt ne harte Nummer.

  3. Der Rote Baron sagt:

    Ach Leute – scheißt drauf! Ich für meinen Teil hatte nach deiner berechtigten Kritik an Regeln, Regelaufbau und den vorhandenen Regellücken eh schon bei mir gedacht: „Okay, ich mach ein paar Monster und das Einführungsabenteuer und habe dann meinen Teil beigetragen – aber eingentlich muss man da mit der Flex und Hilti ran!“ – Nun wird eben weder gestrichen noch geheimwerkert. Habe echt andere Sorgen als mich über D.P. udn seine Allüren aufzuregen. Habe sogra ein Leben. Also – egal, Karl! Vielleicht besser so.

  4. Norbert sagt:

    Oh je, das ist natürlich ein Armutszeugnis für Proctor. Das kommt davon, wenn man sein Selbstbild für die Meinung aller anderen hält. Schade, wirklich sehr schade.

    Kopf hoch, Jungs. Da wird sich schon noch was tun.

  5. […] all dem Streß vom Wochenende rund um RoCC auf Moritz’ Seifenkisten-Blog und Dan Proctors “Project-Killing […]

  6. Falk sagt:

    naja, manche Leute kann man eben nicht zu ihrem Glück zwingen. Was juckt die amerikanische eiche, wenn sich klein Deutschland dran reibt?

    Ich denke ihr habt jetzt verstanden, daß die OldSchool D&D Klonautoren gar nichts verbessern WOLLEN, sondern einfach dasselbe wieder zur Verfügung stellen wollen.
    Selbst, wenn das schon 120 andere D&D Klone erfüllt haben.

    ich spreche mich aber für einen roten Warnkasten auf den Odlschool Produkten aus: „Vorsicht, dieses Buch enthält veraltete Produktnormen und kann ohne vorherige Konsultierung der historischen Quellen nicht ohne weiteres benutzt werden“. Oder so ähnlich.

  7. Der Oger sagt:

    Sehr schade! DP hat seine Kommentare leider inzwischen wieder gelöscht, so das man nun nix mehr nachvollziehen kann. Aber – wer nicht will, der will eben nicht, und muss dann eben blöd gucken, wenn der Zug ohne ihn abgefahren ist.

    Das sind ja schon beinahe Rein-Hagensche Verhältnisse.

    Vielleicht mal die Herren Finch und Raggi fragen, was sie von
    „Schwerter & Mutanten“ oder einem „Seltsamen Postapokalyptischen Rollenspiel“ halten, wenn man doch dauerhaft ausgegrenzt wird.

  8. Belchion sagt:

    Ich finde die Aufregung etwas komisch – wer z.B. in Dragonsfoot mitliest, der weiß doch, dass es den Machern der Retroklone darum geht, die Originale zu klonen, weil sie es sowieso nicht besser machen können als die Altvorderen. Ziel war es bei allen Retroklonen doch immer, die Spielregeln wieder verfügbar zu machen und Abenteuerautoren eine Grundlage für ihre Veröffentlichungen zu geben.

    Selbst Spiele wie Basic Fantasy werden ja schon schief angeguckt, weil sie einige typische Hausregeln einbauen. Aber unverständliche und schlecht organisierte Regeln werden als eine Art „Gütesiegel“ angesehen und deshalb bewusst dringelassen. Keines der mir bekannten Retrospiele geht auch nur auf altbekannte Probleme ein, die sowieso jede tatsächlich spielende Gruppe hausregelt.

    Von daher würde ich mir keine großen Hoffnungen auf Swords & Wizardry machen, auch der Autor von LotFP ist in diesem Sumpf gefangen und dürfte entsprechenden Änderungen daher eher ablehnend gegenüber stehen.

  9. Der Rote Baron sagt:

    LotFP ist definitiv noch ein größerer Teil des Problems: Geilster Titel wo gibt, noch geileres Titelbild – und dann der Inhalt! Wie kann es sein, dass man HINTER das Vorbild zurückfällt?!? Lamentations hat nicht mal Monster in den Rgeeln und erklärt manches so halbgar, dass ich es nur verstehen konnte, weil ich die D&D/AD&d/LL/OSRIC usw. -Regel eh aus dem Effeff beherrsche. Für Uneingeweihte (auch optische) eine Zumutung, sobald man die tolle Box aufgemacht hat. Ich bin SEHR für Old School und knappe Regeln – spielt sich einfach schneller und hat auch Flair. Aber das kann keien Ausrede dafür sein, es SCHLECHTER zu machen als das Original. Gott, die müssen den Quark doch praktisch nur abschreiben!

    • Zornhau sagt:

      Vollstmögliche Zustimmung!

      Wer an Innovationstiefe bei einem neuen (OSR-)Produkt nicht mehr hinbekommt, als den ALTEN Kram IDENTISCH – also mit Kaffeeflecken und Eselsohren – abzukopieren, der kann sich seine Arbeit von mir aus gerne SPAREN!

      Da ist dann wirklich NICHTS Lobenswertes, NICHTS Herausragendes dran. Einfach eine ineffiziente, händische Form von Kopie eines alten Rollenspielprodukts anzufertigen ist doch BESCHEUERT!

      Da kann man gleich einen SCAN des alten Originals anfertigen oder – legalerweise – sich per Ebay die Originale zulegen oder legale PDF-Ausgaben alter Produkte erwerben.

      Für solche geradezu mittelalterlichen Kopisten ist meines Erachtens jegliche Aufmerksamkeit zu schade.

      Anders sieht es mit NEUEN bzw. „neu abgemischten“ Produkten aus.

      Mutant Future ist NICHT eine Gamma-World-1st-Ed.-Kopie, sondern etwas EIGENES. Und daher darf man hier, also bei einer Entwicklung von etwas vorher in der Form noch nie dagewesenen ALLE Ansprüche stellen, die man an ein beliebiges anderes HEUTIGES Rollenspielprodukt hinsichtlich Qualitätskriterien wie Verständlichkeit, Textorganisation, Nutzbarkeit usw. stellt.

      Das ist der Unterschied, den ich ja schließlich auch mache und oben dargelegt habe: LL ist ein reines Nostalgie-Kopie-Produkt, MF ist ein NEUES Produkt, das nur „nach einer Idee von Gamma World“ erstellt wurde.

      Bei ersterem kann ich noch nachvollziehen, daß man aus Gründen der Kopie-Gleichheit jede Macke des Originals mitnimmt, aber bei Mutant Future als NEUEM Produkt braucht man halt nicht auch noch URALTE MACKEN künstlich einzuschleppen! – Effektiv muß man sich sogar ANSTRENGEN, um ein im leeren Editorfenster entstehendes Spielerprodukt so chaotisch werden zu lassen, wie es bei MF letztlich herauskam. Denn eine einfache, klare Gliederung vorneweg hätte schon erkennen lassen, welche Inhalte wohin gehören und wie man das Buch nutzbar und verständlich gestalten kann.

      Lesbare Texte abzufassen ist KEINE „arkane Kunst“ sondern bedarf nur weniger Handgriffe. Das ist ELEMENTARES Handwerkszeug eines jeden, der seine Texte nicht nur einer Öffentlichkeit zugänglich machen will, sondern auch noch GELD dafür verlangen möchte. Geld, das auch nicht mit Schludrigkeit verdient wurde!

      Bei einem GESCHENKTEN Produkt verschwendet man allenfalls die Zeit des Lesers, wenn es chaotisch, unübersichtlich, unklar und einfach völlig unterdurchschnittlich ist. Aber selbst hier zeigen viele Fan-Produkte UND KOMMERZIELLE Produkte wie Stars without Number, daß ein geschenkter Gaul eben doch auch ein Hochleistungsroß sein kann!

  10. Falk sagt:

    och Leute, wozu habe ich mich breitschlagen lassen und den 1 Euro für LotFP ausgegeben ;D ?
    Und jetzt kommt ihr mit sowas.

    ich weiss nicht, warum sich das Team ärgert. Wenn es sowieso nicht von der Qualität von LL überzeugt ist, dann ist es doch auch nicht schlimm, wenn es das nicht übersetzen muss.

    So wie ich das sehe, verhält es sich ja nicht wie mit der Savage Worlds Explorers Edition, die in erster Linie aufpoliert und nicht komplett sarniert werden musste.

    • Zornhau sagt:

      Es geht NICHT um die Qualität von Labyrinth Lord. Das IST bereits übersetzt und dazu gibt es jede Menge qualitativ HOCHWERTIGER deutschsprachiger Produkte von Moritz (meine Empfehlung: Die Larm-Chroniken und Die Belagerung von Larm).

      Es geht um Mutant Future. – Und hier ist das Original leider deutlich verbesserungsbedürftig, aber – und das ist hier wichtig – auch verbesserungsWÜRDIG!

      In dem gordischen Knoten an Regelwerk steckt nämlich ein verdammt gutes, NEUES Endzeit-mit-Spaß-Rollenspiel, welches nur mehr Zugänglichkeits- und Nutzbarkeitshürden aufweist, als ein heutzutage erstelltes Produkt sollte.

      Wir wollten ja das Ganze – ähnlich wie BoL – für den deutschen ANSPRUCHSVOLLEN KUNDEN besser strukturiert, übersichtlicher, verständlicher überarbeiten. Was uns ganz wichtig war: hierzulande gab es nie eine deutsche Gamma-World-Ausgabe. Es gibt hierzulande KAUM Leute, die (wie ich) ihre rollenspielerischen ersten Schritte mit Gamma World gemacht haben. – Es gibt hierzulande KEINE Gamma–World-Nostalgie-Gruppe, die groß genug wäre, um als wesentliche Käuferschicht für solch ein Produkt zu dienen.

      Daher MUSSTE die deutsche Konzeption für eine deutsche MF-Ausgabe einfach den HEUTIGEN deutschen Kunden, den Nicht-Nostalgiker, denjenigen, der ein Endzeit-Rollenspiel mit Spaß und schrägem Humor spielen möchte – und zwar auf DEUTSCH – ansprechen.

      Daher mußte MF-DE so konzipiert sein, daß es OHNE jegliche Notwendigkeit alles über Gamma World in allen Editionen und alles über D&D B/X bzw. LL in allen Editionen VORHER wissen zu müssen, einfach nur mit all dem, was im MF-Buch drin steht, spielbar ist.

      Und das hätte RICHTIG VIEL ARBEIT für das MF-DE-Team bedeutet. VIEL. – Aber Arbeit, die das Team zu leisten bereit war. Arbeit, die es wert zu sein schien. – Bis vorgestern jedenfalls.

      Der US-Markt für „chaotische und schludrig erstellte“ Nostalgie-Kopie-Spiele scheint groß genug zu sein, daß manche Kleinstverlage damit zufrieden sind.

      Der deutsche Markt für Rollenspiele verlangt einfach MEHR QUALITÄT, weil einfach ein durchschnittliches deutsches Rollenspielprodukt schon um GRÖSSENORDNUNGEN hochwertiger ist, als das, was sonst so die gesamte OSR-Ecke an „nicht verbesserbaren Kunstwerken“ FÜR GELD rausbringt.

      Qualität ist nicht nur das Geld wert, sondern befriedigt auch beim noch so aufwendigen Erstellen, weil man WEISS, daß man was GUTES geschaffen hat. – Das hätte MF-DE sein können.

      Nun halt nicht.

  11. Der Rote Baron sagt:

    @ Falk: Missverständnis deinerseits. Hier geht es nicht um LL (das haben wir schließlich übersetzt), sondern es geht halt darum, dass es nicht sein kann, dass altertümliche Unprofessionalität ein Qualitätsmerkmal sein soll, das Old-School-Produkte jenseuts von Kritik stellt. Besonders bei Spielen, die eben nicht wirklich Retro-Klone sind (wie z.B. Mutant Future). Und auch für Retro-Klone gilt: Es darf nicht noch zusätzliche Fehler enthalten und unvollständig daherkommen. Und zum guten Schluss sollte man sich als Macher eines solcen Klons nicht auch noch die Kreativkrone aufsetzen nach dem Motto: Mein Produkt, Retro-Retro-Simsalabim – Kritik ist Blasphemie an Sankt Gygax und seine Heiligkeit Arneson. Und ihren Propheten – MICH!

  12. Falk sagt:

    aber das läuft doch auf dasselbe heraus.

    – meint ihr Proctor hätte LL nicht geschrieben, wenn er nicht von der Qualität überzeugt gewesen wäre?
    Während ihr verständnisvoll lächelnd die alten Macken streichelt und mit übersetzt, kopieren die Autoren der Myriaden von D&D Klone das doch wohl aus ÜBERZEUGUNG. Ohne würde sich die Arbeit doch niemand tun.
    – Warum sollte er also nicht mit MF genauso verfahren? Während ihr zwischen Nostalgie verklärtheit auf der einen und „echten Produkten“ auf der anderen Seite hantiert, geht das beim Autoren hand in hand.

    Zornhau wollte eigentlich an einem ganz anderen Projekt mitarbeiten als das, für das er sich gemeldet hat. So siehts doch aus.
    Und jetzt kam eben das böse erwachen („Hilfe, der denkt ja WIRKLICH das das RPG gut wäre“). D’uh.

  13. Athair sagt:

    Damit ist das Rätsel der gelöschten Kommentare gelöst.
    Ich bin enttäuscht aber nicht völlig überrascht.

    Viel Richtiges wurde schon gesagt. Darum kann ich mich kurz halten:

    1. LotFP sehe ich nicht nur als Teil des Problems, sondern auch als Fingerzeig zur Lösung. Es beschwört die eigene Vorstellungskraft und fordert zum Selbermachen auf. Dem Spiel gelingt es den Zauber der OSR zu erklären. Bezüglich des Problems kann ich eigentlich nix schreiben. Ausführliches Regelstudium und Testspiel stehen noch aus. Nur soviel: Ich schenke eueren Beiträgen Glauben.

    2. Vielleicht ist das, was vorgefallen ist nicht das Schlechteste, was passieren konnte. Vielleicht entwickelt sich daraus ein eigener deutscher Weg, der nicht nur aus dem Sumpf purer Nostalgie führt, sondern auch durch die versteckten Täler vergessen geglaubter Weisheiten führt. Ein Weg, der für die deutsche Community die Irrwege DSAs vergessen macht oder gar begradigen kann ist dann wohl zu viel der Utopie.
    Kurz: Vielleicht greifen wir zu den Waffen und entwickeln Abenteuerspiele, wie sie sein sollten. Die STÄRKEN der Old School nutzend und Fehler neuerer Spiele vermeidend.

    … soweit verständlich?

    • Der Oger sagt:

      @ Athair: Ich halte Deinen Vorschlag für ausgezeichnet! Wollen wir das andernorts vertiefen? Vielleicht findet sich ja noch jemand!

  14. Greifenklaue sagt:

    Hmm, ich persönlich bin nicht davon überzeugt,ob es tatsächlich Mimosenhaftigkeit war oder die Angst, dass wir zuviel verändern wollten / würden/ hätten.

  15. Dan P sagt:

    Hi everyone,

    I’m sorry there is so much disappointment that at this time I have turned down the proposal for a German edition of Mutant Future. I’d like to clarify my reasons. I was open to the idea of a new presentation of art and layout. Where I finally took my decision to say no is because of the insistence to revise the rules. I know the rules will not appeal to all gamers. I am trying to reach a certain audience. How can the MF rules be changed to fit a new audience, and maintain compatibility with Labyrinth Lord? If MF is revised then it is not consistent with the English version. But more importantly, if you want to „modernize“ the rules then it isn’t Mutant Future any longer. In the end what was actually being proposed was to create a new revised game that carries the same name, and I’m just not interested in that. I’m not saying that „modern“ games don’t have their place, I’m just not interested in that kind of game.

    Another problem was that there was never a clear proposal about exactly how the game would be changed. Everything was left vague when what I needed was a detailed proposal of what will be done. I can’t keep renegotiating it as we go along, and then in the end not even be sure what’s been done since I don’t read German. Someone mentioned that time was wasted in preparation to do a translation. I’m sorry about that, but the fault lies on those people for beginning work that had not been settled. You should wait until an agreement is reached before starting work.

    But to make sure everyone understands, I didn’t turn down this proposal because of rude blog comments. I read those on blogs and forums all the time in English! I would hesitate to actually work with anyone who is that rude to a potential partner, if that were the case, but random people on the internet will not effect my licensing decisions. In any case, I do apologize that an agreement could not be reached. In the future I will be open to other proposals but they need to be thorough. I need a proposal to detail everything that will happen. I was asked to approve something and only later told there would be rule revisions, and art revisions, etc. That is not how a proposal should be presented.

    Again, I’m sorry for this mess but I think all parties are partly to blame. Hopefully we can work together in the future.

    Dan

  16. TheClone sagt:

    Hm, interessante Geschichte. Zum Glück war ich daran nicht beteiligt. Aber wie man wieder sieht, hat die Old School-Bewegung durchaus quasi-religiöse Züge, auch wenn das nicht jeder so sieht. Ist ein bisschen wie mit den Grünen und der katholischen Kirche: Tradionalisten/Fundamentalisten gegen Realisten/Reformer.

    Für mich sieht das hier so aus, als wäre es die sinnvollste Lösung eigenes Produkt auf den Markt zu bringen, dass sich an MF orientiert, aber eigenständig genug ist um nicht in Lizenzschwierigkeiten zu geraten. Der deutsche Markt ist zwar so klein, dass so etwas im professionellem rein gewinnorientierten Maßstab nicht immer sinnvoll ist, aber für eine wild entschlossene Fangruppe ist das sicher möglich. Und mit etwas Glück findet sich dafür bestimmt uach ein Verlag. Ich finde es sowieso komisch, dass jeder „RPG-Autor“ weniger Autor als Übersetzer ist. Also: Macht Euer eigens Ding! Schreibt nicht ab!

  17. Moritz sagt:

    @Clone: Keine Angst – den Verlag gibt es.

    Ich würde auch gerne nochmal sagen, dass ich Dan sehr schätze und verstehen kann, dass er Probleme damit hat, wenn wir optionale Regeln einfügen, da es so keine weltweit einheitlichen Regeln gibt und wir praktisch eine erneute „Revised Edition“ schaffen würden, was ihn unter Zugzwang setzte, seinerseits mit einer neuen englischen Version nachzuziehen – und das wo er gerade eine neue Fassung auf dem Markt hat und versucht, diese in den Handel zu bringen.

    Sorry, aber ich kann das gut verstehen und mein Ärger liegt mehr auf der Seite des unbedachten Kommentars, der schnell rausgebrüllt ist und sich dann nicht mehr oder nur noch schwer zurückzunehmen lässt.
    Persönlich mag ich deine direkte Art auch, Zornhau. Aber das muss ja nicht für jeden gelten (okay – es wird wohl sogar eher für eine überwältigende Minderheit der Fall sein) und ich hätte es klasse gefunden, wenn du eine andere Lektion gelernt hättest, als die, die jetzt angekommen ist.

    Ich bin selber gespannt wie das Projekt weiterlaufen wird – ich bin ziemlich sicher, dass der Verlag weiter hinter uns stehen wird, vermutlich sogar unabhängig davon wie wir weiter arbeiten wollen. Ich werde mich da in Zukunft planungsmäßig etwas zurücknehmen aber insgesamt natürlich weiterhin am Start sein.

  18. CalebtheHeretic sagt:

    Ein echtes Trauerspiel.
    Ironischerweise verlieren zwar alle, aber am Meisten Mister Protor.

  19. Dan P sagt:

    No worries, who knows what the future might bring?

  20. Greifenklaue sagt:

    Thanks for explaining your reasons!!!

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